Introvertierter Mensch

Nein-Sager: Warum extrovertierte Menschen Introvertierte nie verstehen werden

Ich sitze im Pijama mit meinem Morgenkafi auf der Couch und schaue mir auf Netflix den Doku-Film Avicii – TRUE STORIES an über den kometenhaften Aufstieg (und gesundheitlich bedingten Tourenstopp) des ausserordentlich talentierten Star-DJs und konnte eben das Ende des Films nicht abwarten. Ich musste einfach den Laptop hervorholen und meine Gedanken aufschreiben. Die Doku macht mich nämlich wütend! Warum können Menschen die Introvertiertheit von anderen nicht akzeptieren?? Warum werden die Hilfeschreie von Introvertierten nicht für voll genommen? Und warum müssen introvertierte Personen sich immer wieder Sätze anhören wie: „Stress dich nicht, es ist ja alles ok.“, oder: „Du musst bedenken, dass deine egoistischen Entscheidungen auch Einfluss haben auf andere.“ Es tut weh zu sehen, wie ein Wunderkind wie Avicii, der übrigens sehr selbstreflektiert und sich seiner Introvertiertheit sehr bewusst war, Leute um sich herum hatte, die einfach nicht akzeptieren konnten oder wollten, dass ihm das Touren nicht gut tut und ihn die Abgründe des Lebens erfahren liess. „Er muss ja nur vor Leute stehen und präsentieren, was er so sehr liebt!“ Das Ende der Geschichte kennen wir nun seit wenigen Wochen.

Aber genug von Avicii. Unter dem Strich geht es nur darum, dass extrovertierte Menschen sich einfach nicht vorstellen können, was es heisst introvertiert zu sein. Was für den einen Erholung bedeutet, ist für den anderen der absolute Energie-Fresser! Und da auch ich mich ständig mit diesem Problem konfrontiert sehe – auch mit Menschen aus meinem engsten Umfeld – hier mal ein paar Zeilen dazu.

Und immer wieder müssen wir nein sagen..

Als introvertierter Mensch bin ich gezwungen, meine Bedürfnisse stets zu äussern und mich immer wieder zu wehren gegen Personen, die mich ermuntern wollen Dinge zu tun, die mir nicht gut tun. (Aja, und nur weil sie oft verständnislos das eine Nein akzeptieren, heisst das nicht, dass sie nicht immer wieder fragen werden.) Es geht dabei oft um einfache Dinge, wie an einem Samstag in die Ikea oder Migros zu gehen oder berufsbedingt an Networking-Apéros teilzunehmen. Aber gets öberhaupt öpis schlemmers als Apéros met onbekannte Mönsche?? Und so entsteht das allgegenwärtige Gefühl als introvertierter Mensch weniger wert zu sein. Weil wir für Vieles länger brauchen, Entscheidungen schwerer fallen oder weil wir oft als scheu, oder schlimmer noch, als unnahbar, wenn nicht arrogant eingestuft werden. Oft sind wir Spielverderber oder total unspontan, verklemmt oder kontrolliert, nur weil das entspannte Cüpli nach der Arbeit zu viel ist oder (verdammt nochmal) stundenlanges Häkeln entspannender ist, als ein hippes Konzert zu besuchen.

Und darum mein Appell an alle Introvertierten: Lasst euch nicht beirren und sagt halt immer wieder nein! Die Menschen um euch herum können nicht besser, denn sie ticken anders. Die meinen das nicht bös, die wissen nur nicht besser und schliessen von sich auf andere. Da wir zum Glück keine übertalentierten Geldmaschinen sind wie Avicii, können wir uns mit einem bestimmten Nein in der Regel auch durchsetzen. Wichtig ist nur, nicht doch ja zu sagen, nur um unser Gegenüber nicht zu enttäuschen. Du bist wie du bist, embrace it!

Und hier noch ein paar super Illustrationen, die den Unterschied zwischen introvertierten und extrovertierten Menschen auf einfache Weise darstellen. Alle Bilder stammen von Office Vibe:

Introvertierter Mensch

Introvertierter Mensch

Introvertierter Mensch

Introvertierter Mensch

Introvertierter Mensch

Introvertierter Mensch

Introvertierter Mensch

So, und jetzt schaue ich noch das Ende der Dokumentation. Auch wenn es kein Happy End geben wird.. ein wirklich sehr tiefgründiger Film!

Avicii – TRUE STORIES, 2017 auf Netflix

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